FRAUENKUNST – KUNSTFRAUEN
Zugegebenermaßen: Als bildende Künstlerin ist es wohl keineswegs leicht, sich unter Männern zu behaupten. So ist von Werner Tübke, einem der wichtigsten Vertreter der Leipziger Schule überliefert, dass er der Malerin Gudrun Brüne, die heute in Strodehne im Havelland lebt und arbeitet, während des Studiums wenig ermutigend zu verstehen gab: »Glauben Sie ja nicht, dass Frauen in der bildenden Kunst Erfolg haben. Paula Modersohn-Becker und Käthe Kollwitz, das waren Ausnahmen.«
Nun, Gudrun Brüne hat nicht nur längst ihre eigene Bildsprache gefunden. Die inzwischen 75-Jährige gehört auch zu den 18 Künstlerinnen, die in der Ausstellung »Hinter der Maske, Künstler in der DDR« im Museum Barberini Potsdam vertreten sind. Ihre mehr als 60 männlichen Kollegen haben da freilich ein deutliches Übergewicht.
Was den Brandenburgischen Kunstpreis angeht, der seit 2004 jährlich verliehen wird – seit 2008 erfolgt die Ehrung in den drei Kategorien Malerei, Grafik und (Klein)-Plastik – so signalisiert die Statistik dagegen durchaus »Gleichberechtigung«. Lediglich bei der Auszeichnung mit dem Preis für das Lebenswerk ist das Verhältnis im Vergleichszeitraum 2008-2017 mit 8:2 deutlich Männer lastig. Sabine Grzimek (2011) und Erika Stürmer-Alex (2015) sind die beiden Frauen, die es geschafft haben.
Und noch ein Fakt ist auffällig. Von jenen Bewerberinnen, die dann für die Leistungsschau in Neuhardenberg von der Jury ausgewählt wurden, sind die meisten über 50. Die Grafikerin Sophie Natuschke, die in diesem Jahr den Kunstpreis für drei Kaltnadelradierungen aus der Serie »no go area« erhielt, sieht es realistisch: »Ich habe die Auszeichnung gar nicht so auf diese Arbeit bezogen, sondern darauf, dass ich immer weitermache.«
So gesehen ist unser NACHLESE-Projekt auch als echte Motivation für all jene Kunstfrauen zu verstehen, die sich von subjektiven Juryentscheidungen herausgefordert fühlen, immer weiter zu machen. Darum haben wir uns auch dazu bekannt, bei der fünften NACHLESE ausschließlich Frauenkunst zu zeigen.
Dass dieses Konzept von den Künstlerinnen angenommen wird, beweist uns das Statement von Marita Wiemer, die immerhin dreimal in Neuhardenberg vertreten war. Die Malerin und Grafikerin hat unsere Einladung zur Nachlese 5 angenommen, weil »ich es wichtig finde, unsere Werke gemeinsam zu präsentieren, aus Solidarität mit allen Frauen, die Kunst machen – ob sie für Ausstellungen ausgewählt werden oder nicht« …
Dr. Gabriele und Raymund Stolze
Hoppegarten, im November 2017
Folgende Künstlerinnen stellen bei der NACHLESE 5 aus:
Anna Elisabeth Berger
Nicole Fritzsche-Brandt
Sue Hayward
Bettina Hünicke
Sabine Lenk
Ute Manoloudakis
Kristine Narvida
Sibylle Prange
Maren Reblin
Cornelia Schlemmer
Anne Schulz
Simone Westphal
Marita Wiemer
Vernissage am 28.11.2017 um 17 Uhr
Finissage am 15.02.2018 um 17 Uhr
Rathaus Galerie Hoppegarten
Lindenallee 14
15366 Hoppegarten
Weitere Informationen zu dieser Ausstellung finden Sie unter www.rathaus-galerie-hoppegarten.de