»Für mich ist das höchste Ziel, was ich politisch an Stellung erreichen will, das Mandat der Bevölkerung« – Gespräch mit Hans-Christian Ströbele
Einfach lesen! – Reihe
»Politik zu machen, ist mein Antrieb. Es sollte auch für andere ein Antrieb sein, dabei zu helfen, die Gesellschaft zu verändern – hin zu menschlicheren, selbstbestimmten Verhältnissen. Das ist meine Lebensphilosophie.«
HANS-CHRISTIAN STRÖBELE
Im 19. Deutschen Bundestag, der sich im Herbst 2017 konstituierte, fehlt fraglos »Bürger Ströbele«. Der Rechtsanwalt und leidenschaftliche Politiker hatte bei vier Wahlen zum höchsten deutschen Parlament zwischen 2002 und 2013 jeweils als einziger Abgeordneter der Partei Bündnis 90/Die Grünen in seinem Berliner Wahlkreis Friedrichshain-Kreuzberg jeweils ein Direktmandat errungen. Und weil es ihm um die Politik geht – und um die Zukunft, ist Christian Ströbele keineswegs im Ruhestand. Motivierend dürfte auch sein, dass der 79-Jährige im Juni diesen Jahres mit dem Fritz-Bauer-Preis der Humanistischen Union geehrt wurde, mit dem seine herausragenden Verdienste um die Liberalisierung und Demokratisierung des Rechtswesens gewürdigt wurden. Das gilt auch für sein anwaltliches und politischen Lebenswerk.
Wer weiß, wie das Leben von Hans-Christian Ströbele, geboren 1939 in Halle an der Saale, verlaufen wäre, wenn sein Vater, der zur als Chemiker zur Elite in den Buna.Werken in Schkopau gehörte, nicht mit der Familie im Juni 1945 in die amerikanische Besatzungszone ins hessische Rosenthal übergesiedelt wäre. Dass er Rechtsanwalt wurde, mag durchaus mit seiner Mutter zu tun haben, die Jura studierte, aber ihren Wunsch in der Nazizeit nicht verfolgen konnte, Richterin zu werden.
Ströbele, der von 1970 bis zu seinem Ausschluss 1975 SPD-Mitglied war, hat sich fraglos erst als Anwalt den staatlichen Organen, der Polizei und der Justiz, später diversen Bundesregierungen, auch der eigenen Partei, deren Anpassungen und Macht taktischen Kompromissen stets verweigert.
Eine seiner spektakulärsten »privaten« Aktionen war ganz fraglos sein Moskau-Flug am 31. Oktober 2013, um um den US-amerikanischen Whistleblower und ehemaligen CIA-Mitarbeiter Edward Snowden zu treffen. Der war nach dem dreistündigen Gespräch grundsätzlich zu einer Aussage in in der NSA-Affäre in Deutschland bereit, wenn alle juristischen Rahmenbedingungen geklärt seien. Ströbele, der unbestritten ein Politiker der Basis ist, hat den Moment genutzt und hat mit dieser Aktion wohl Geschichte geschrieben.
»Wir wollten die Gesellschaft auf der ganzen Welt verändern, aber auch uns selber … und das kommt wieder“ … Es gibt eine junge Generation, eine Szene, die sehr auf Freiheit bedacht ist und sich engagiert.«
HANS-CHRISTIAN STRÖBELE
Gespräch am 30.11.2018 um 20 Uhr
Gemeindesaal Hoppegarten
Lindenallee 14
15366 Hoppegarten